Ausblick und Erfolgsfaktoren
Die deutschen Großunternehmen sind mittlerweile aus dem analogen Dornröschenschlaf erwacht und beginnen, die digitale Transformation ernst zu nehmen. In den meisten Unternehmen wird in Digitalisierung und Innovation investiert. Das Problem ist nur, es reicht nicht und es gibt einiges aufzuholen. Deutschland hat im digitalen Wettlauf die erste Runde verloren: Das Geschäft mit dem Endkunden haben sich Internetriesen wie Amazon, Google, Facebook und Co. gesichert. Sie haben einen Vorsprung, der kaum noch einzuholen ist. Innovative Startups wie Netflix, Uber oder Airbnb zeigen, wie digitale Quereinsteiger mit neuen Geschäftsmodellen die Kundenschnittstelle besetzen und innerhalb kürzester Zeit ganze Industrien ins Wanken bringen können. Dieses Phänomen der Disruption betraf bislang vor allem die B2C-Branche. Nun müssen sich zunehmend auch Traditionsunternehmen aus dem B2B-Bereich mit der digitalen Transformation auseinandersetzen, wenn sie nicht abgehängt werden möchten.
Neue Chancen im B2B-Bereich
Die Chance bei einer zweiten Runde der Digitalisierung vorne dabei zu sein, ist absolut gegeben. Deutschland hat hier hervorragende Voraussetzungen, den Prozess maßgeblich mitzugestalten. Gerade der deutsche Mittelstand ist weltweit für ausgezeichnete Ingenieursarbeit und hohe Qualität bekannt. Das Qualitätssiegel „Made in Germany” ist nach wie vor etwas wert und kann auch heute noch auf zahlreiche Erfolge verweisen. Allerdings - das zeigen auch die Studienergebnisse - scheint sich Deutschland darauf auszuruhen. Und hier liegt die Gefahr: Es entsteht der Eindruck, den deutschen Unternehmen ginge es aktuell zu gut. Eine ausgezeichnete Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation täuschen darüber hinweg, dass gerade traditionelle Großunternehmen jetzt handeln müssen. Dies betrifft jede Branche. Geschäftsmodelle, die heute noch sehr erfolgreich sind, könnten schon in wenigen Jahren von disruptiven, kundenzentrierten Ideen abgelöst werden.
“Made in Germany” im digitalen Zeitalter
Die deutschen Unternehmen müssen sich dieser Gefahr bewusst werden, die heute und in Zukunft von Startups und Tech-Unternehmen ausgeht. Neue Geschäftsmodelle entstehen mit wachsender Geschwindigkeit. Gleichzeitig können sich die Unternehmen aber die Erfolgsrezepte der digitalen Player zu eigen machen. Denn tatsächlich zwingt auch die Digitalisierung kein Unternehmen, seine Stärken aufzugeben oder das erfolgreiche Kerngeschäft zu gefährden - im Gegenteil. Stattdessen gilt es, die klassischen Werte deutschen Unternehmertums in eine neue Ära zu überführen. Analytische Methoden und hohe Qualität sind auch im digitalen Zeitalter weiterhin gefragt. Gepaart mit Schnelligkeit, Daten-Kompetenz und einer kundenzentrierten Herangehensweise können sie zu einem weltweit einzigartigen Erfolgsrezept werden, das das Gütesiegel „Made in Germany” auch in einer digitalisierten Wirtschaftsordnung aufrecht erhält.
Unabhängig davon, wo Unternehmen heute bei der Digitalisierung stehen - noch vollständig am Anfang oder ob bereits Digitalinitiativen gestartet wurden - es ist extrem schwierig, das eigene Geschäftsmodell infrage zu stellen. Daher gilt: Digitale Geschäftsmodelle entstehen nicht in der Kernorganisation, sondern nur außerhalb. Die Erfolge aus solchen autonomen, räumlich getrennten Digital Einheiten wirken als Initialzündung und müssen aktiv dafür genutzt werden, um sukzessive auch die Kernorganisation zu begeistern und zu transformieren. Noch ist es nicht zu spät - warten darf Deutschland aber nicht mehr.